Ein Pfadfinder mit Leib und Seele
Unser Pfadfinderbruder Willi Scheil ist uns auf dem Weg zum Herrn viel zu früh vorausgegangen. Mit Willi verbindet mich nicht nur die Freundschaft aus der Pfadfinderzeit, wir kannten uns bereits aus der Kindheit in Schallmoos durch meine Geschwister. Sie hatten damals den gleichen Schulweg in die Andräschule. Im Jahr 1964 kreuzten sich die Wege dann in Maxglan wieder. Willi kam in diesem Jahr zu den Pfadfindern, Reinhold zu den Rovern und ich zu den Wölflingen. Schon damals war eine seiner herausragenden Charaktereigenschaften seine absolute Verläßlichkeit. Nicht umsonst wurde ihm die Funktion des Materialwarts anvertraut.
Mit 17 Jahren wurde Willi zu den Rovern überstellt. Dieser Freundeskreis gab ihm nach dem frühen Tod seines Vaters einen großen Halt. In weiterer Folge war Willi auch als Wölflingsführer tätig. Der „Willi-Kakao“ – entstanden auf einem Wölflingslager – ist Eingeweihten heute noch ein Begriff. Durch seine Tätigkeit als Wölflingsführer hat er auch seine Frau Christine kennengelernt.
Ein sehr einschneidendes Erlebnis in seinem Pfadfinderleben war ein schwerer Unfall im Rahmen einer Höhlentour mit Rudi und Roland in der Bruneckerhöhle. Auch dieses schmerzliche Ereignis ist wieder ein Beispiel für seine Treue und Verläßlichkeit. Roland hatte sich bei einem Absturz tief in der Höhle das Becken gebrochen. Während sich Rudi auf den Weg machte, um Hilfe zu holen, was aufgrund des engen Höhlensystems viel Zeit in Anspruch nahm, harrte Willi stundenlang in absoluter Finsternis beim schwer verletzten Roland aus, bis die Rettungsmannschaften eintrafen.
Willi war ein Pfadfinder mit Leib und vor allem mit Seele. Die Pfadfinder gaben ihm Halt und Orientierung und das Pfadfindergesetz war Leitschnur für sein Leben. Ich erinnere mich noch schmerzlich daran, als er anläßlich eines Konfliktes in unserer Gemeinschaft zu mir sagte: „Pfadfinder müssen sich doch vertragen“. Es war für ihn kaum zu verstehen, dass dafür keine Lösung gefunden werden konnte. Er hat mir damals sogar sein Gildenhalstuch zurückgegeben, um damit zum Ausdruck zu bringen, wie wichtig ihm diese Angelegenheit war.
Der Wahlspruch der Rover „Ich diene“ bzw. der Wahlspruch der Gilde „Ich erfülle“ war auch Programm für das Leben von Willi. Er war ein Mensch, der sich nie in den Vordergrund gedrängt hat, er war einer von den Leisen. Aber er war ein Mensch mit einer festen Meinung und festen Grundsätzen. Wann immer jemand gebraucht wurde für einen Dienst: Willi war sofort zur Stelle. Egal, ob es um Arbeiten beim Glühweinstand oder beim Flohmarkt ging, Willi war immer dabei. Auch bei unserem Hilfsprojekt in Rumänien arbeitete er an vorderster Front.
In zwei Wochen wird die traditionelle Adventwanderung der Maxglaner Rover stattfinden. Für Willi war es Ehrensache, immer dabei zu sein. Er hatte stets ein Bündel trockenes Holz dabei, damit wir auch bei widrigsten Witterungsverhältnissen ein Lagerfeuer entzünden konnten. Willi wird uns heuer sehr fehlen, nicht so sehr wegen des Holzes sondern vor allem wegen dieser Geste der Fürsorge und des Mitfühlens, die so typisch für ihn war.
Lieber Willi, ich danke dir für deine Treue zur Pfadfinderidee und zu unserer Gildengemeinschaft. Ich wünsche dir persönlich von ganzem Herzen, dass du jetzt deine Erfüllung findest.
Gut Pfad!
Fritz Ortner