von Christoph Fuchs
Das offizielle Gründungsdatum der Pfadfindergruppe Maxglan ist der 2. Dezember 1928. An diesem Tag fand eine Stiftungsfeier im Pfarrhof der Maxglaner Kirche statt. „Um 1 Uhr Mittag waren alle Pfadfinder im Pfarrhof. Um 2 Uhr gingen wir zum hl. Rosenkranz. Um ½ 3 Uhr begann die Stiftungsfeier. Zuerst wurde die Salzburger Landeshymne gesungen. Dann hielt Ratscha von Rojapetter eine [sic!] Begrüßungsrede. Vor allem begrüßte er die beiden Fahnenpatinnen, dann die Vertretung der Pfadfinder aus der Stadt, des christl. deutschen Turnerbundes und die Vertretung des Reichsbundes. Mit großem Jubel wurde die Begrüßung angenommen. […] Old Shatterhand dankte Herrn Kuraten für die lieben Worte.“ 1 und so weiter… So schilderte Otto Höllermann als erster Schriftführer der Gruppe im Protokollbuch die Feierlichkeit.
Dieser kurze Absatz erscheint uns heute doch etwas seltsam. Es lohnt sich jedoch einen genaueren Blick darauf zu werfen. Die Nähe zur Kirche ergab sich durch einen katholisch geführten Knabenhort, der als Vorläufer unserer Pfadfindergruppe gilt. Gegründet wurde dieser am 2. Dezember des Jahres 1925, also genau drei Jahre vor der Stiftungsfeier. Wir können also davon ausgehen, dass diese nicht ohne Grund auch am 2. Dezember abgehalten wurde. Der Knabenhort wurde von Pater Nikolaus Huber OSB gegründet, dem damaligen Pfarrer in Maxglan und Kuraten der Pfadfindergruppe, und von einem gewissen Franz Bayer, der sich als Obmann des als Verein organisierten Knabenhorts verantwortlich zeigte. Knabenhorte gab es bereits ab 1905 als militärische Vorerziehungsanstalten. Die Knabenhorte und deren Weiterführung für jugendliche Burschen in der Jugendwehr waren auch noch in der ersten Republik gut organisiert, wichen aber nach und nach anderen Jugendorganisationen. Um 1911 wurde der erste dieser Knabenhorte in Wien von Oberleutnant i. R. Emmerich Teuber („Papa Teuber“ genannt) in eine Pfadfindergruppe umgewandelt und kurz darauf ein Pfadfinderbund gegründet.2
Man muss davon ausgehen, dass es die Maxglaner Pfadfindergruppe bereits vor der Stiftungsfeier gegeben haben muss. Fünf Einträge – zeitlich vor der Stiftungsfeier – zeugen davon. Ein exaktes Datum für den Beginn der Pfadfinderarbeit in Maxglan ist schriftlich jedoch nicht überliefert. Das älteste Zeugnis pfadfinderisch anmutender Arbeit in Maxglan ist ein Foto, das am 6. Mai 1928 bei einem Ausflug nach Mattsee aufgenommen wurde. Ab 14. Oktober 1928 wurde ein Gruppenlogbuch geführt mit dem Titel „Protokoll der Pfadfindergruppe St. Georg, Ortsgruppe Maxglan“. Dort heißt es, dass die Pfadfindergruppe St. Georg aus Maxglan an der Jubiläumsfeier anlässlich des 300-jährigen Bestehens des Salzburger Doms am 24. September 1928, teilgenommen hat. „Beim Domjubiläum marschierten nicht die Knabenhortler mit, sondern es schritt im Takt das Pfadfinderkorps St. Georg einher.“3 Im ersten Protokoll über eine Versammlung hielt der Schriftführer die Einteilung der 35 Mann starken Gruppe fest: zwölf Pfadfinder in zwei Patrullen – Löwen und Spechte – sowie eine elfköpfige Wölflingsmeute.
Die Pfadfinderleiter und Kornetten trugen, wohl aus der Knabenhorttradition heraus, abenteuerliche Namen wie Winnetou, Old Shatterhand, Ratscha von Rojapetter, Hadschi Halef Omar, Hassan und Hartherz. Wie sie mit ihren bürgerlichen Namen hießen, ist nicht überliefert. Diese Namen entstammten zum Großteil aus Abenteuerromanen von Karl May, die sich damals großer Beliebtheit erfreuten und weit verbreitet waren.
Rechtlich zählten die Maglaner Pfadfinder zu den Pfadfindergruppen des österreichischen Pfadfinderkorps St. Georg, das seit 1927 in den Reichsbund der katholischen deutschen Jugend Österreichs eingegliedert war. In Salzburg waren die Maxglaner aber bei weitem nicht die ersten Pfadfinder. Mündlichen Überlieferungen nach gab es in der Stadt Salzburg schon um 1920 Pfadfinder. Sie wurden von Herbert Grimm bis 1924 geführt. Nachweislich entstand 1924 in Oberndorf, geleitet vom Volksschullehrer Hermann Rasp, die erste offizielle Pfadfindergruppe. Fast zeitgleich wurde in der Stadt Salzburg die Gruppe Salzburg 2 „Papa Teuber“ von Niki Cevela gegründet. In den Folgejahren kamen einige weitere Gruppen des Österreichischer Pfadfinderkorps St. Georg (gegr. 1926) hinzu: in der Dompfarre (unter Dompfarrer Holztrattner und Walter Watzenböck) auf der Edmundsburg, 1935 in St. Andrä (durch Alfred Richter) und 1936 in Itzling.4
- Protokollbuch der Pfadfindergruppe St. Georg, Ortgruppe Salzburg-Maxglan, 1928–1932, online verfügbar: 1928–1932 Protokollbuch (PDF) ↩︎
- Mehr dazu auf der Webseite des österreichischen Pfadfindermuseum, https://www.pfadfindermuseum.org/de/topics/knabenhort-und-jugendwehr.php (16.11.2023) ↩︎
- Protokollbuch, 1928–1932 ↩︎
- Chronik des Landesverbands der Salzburger Pfadfinderinnen und Pfadfinder, https://www.salzburger-pfadfinder.at/pfadfinderinnen-in-salzburg-alle-infos/chronik/ (16.11.2023) ↩︎